Babylon
Produktdetails
Beschreibung
Jörg Widmann und der hier erstmalig als Librettist in Erscheinung tretende Peter Sloterdijk interpretieren in ihrem musikdramatischen Gesamtkunstwerk den Mythos Babylon neu. Sie deuten den Turmbau als Ausdruck der menschlichen Hybris so um, dass nicht die Bestrafung durch eine göttliche Instanz im Zentrum steht, sondern die Urerfahrung von Chaos und Leid, von einer Welt aus den Fugen und der daraus resultierenden Einsicht des autonomen Menschen in die Notwendigkeit einer Ordnung.
Inhaltlich werden Chaos und Verwirrung durch die große Sintflut, die orgiastische Karnevalsszene und das Menschenopfer dargestellt; Ordnung und Vernunft zeigen sich in der Etablierung einer Zeitstruktur, etwa in der Sieben-Tage-Woche, und in dem neuen Vertrag, den Menschen und Götter am Ende schließen. Zwei Figuren stehen für die beiden konstrastierenden Prinzipien: Inanna verkörpert die babylonisch- sinnliche, pluralistische Liebe, die Figur der Seele steht für die platonische, fast kindliche Liebe. Die Seele bleibt stets fremd in der Welt, auch im "neuen" Babylon.
Auch Widmanns Musik bindet widerstreitende Prinzipien zusammen. Sie zeigt einerseits extreme Vielfalt, Gleichzeitigkeit und Disparatheit von Formen, Klängen und Zeitstrukturen und ist so – mehr noch als das Libretto – der eigentliche Ort der babylonischen Sprachverwirrung. Andererseits lässt sie höchsten Formwillen und strenge Organisation erkennen, in der die Zahl 7 immer wieder als ordnungstiftendes Element wirkt.
Orchesterbesetzung
Auf der Bühne: 7 Schofaroth · 4 Trp., später Solo-Trp.
Live Electronics ad lib.
Personenbesetzung
Weitere Informationen
Nationaltheater
Anna Prohaska, Inanna; Jussi Myllys,Tammu; Claron McFadden, Seele; Willard White, Priesterkönig; Gabriele Schnaut, Euphrat; Kai Wessel, Skorpionmensch; August Zirner, Ezechiel · Musikalische Leitung: Kent Nagano · Choreinstudierung: Sören Eckhoff
Inszenierung: Carlus Padrissa – La Fura dels Baus · Kostüme: Chu Uroz · Bühnenbild: Roland Olbeter
Veranstalter: Bayerische Staatsoper
(szenisch)
9. März 2019 · Berlin (D)
Staatsoper Unter den Linden
Mojca Erdmann, Die Seele; Charles Workman, Tammu; Susanne Elmark, Inanna; John Tomlinson, Der Priesterkönig; Marina Prudenskaya, Der Euphrat; Andrew Watts, der Skorpionmensch; Florian Hoffmann, Ein Priester; Otto Katzameier, Der Tod · Musikalische Leitung: Christopher Ward · Choreinstudierung: Martin Wright
Inszenierung: Andreas Kriegenburg · Kostüme: Tanja Hofmann · Bühnenbild: Harald Thor · Choreographie: Zenta Haerter
(szenisch)
Uraufführung (Revision)