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Alexander Goehr (1932–2024)

Zum Tod des britischen Komponisten

Mit großer Trauer geben wir den Tod von Alexander Goehr am 26.08.2024 bekannt. Er starb in seinem Haus in Cambridgeshire, wie uns seine Witwe Amira mitteilte. Der angesehene Komponist und Dozent hatte einen bedeutenden Einfluss auf die zeitgenössische Musik in Großbritannien und darüber hinaus. Dieser äußerte sich sowohl in seinem umfangreichen kompositorischen Werk als auch in den vielen bemerkenswerten Komponist:innen, die er unterrichtete.

Goehr wurde am 10. August 1932 in Berlin als Sohn des Dirigenten Walter Goehr geboren und im Jahr 1933 nach England gebracht. Er studierte bei Richard Hall am Royal Manchester College of Music sowie bei Olivier Messiaen und Yvonne Loriod in Paris. In Manchester war Goehr Vermittler zwischen der neuen Musik des kontinentalen Modernismus und seinen Kommilitonen. Zusammen mit Harrison Birtwistle, Peter Maxwell Davies und John Ogdon gründete er die New Music Manchester Group. In den frühen 1960er Jahren arbeitete er für die BBC und gründete das Music Theatre Ensemble, das erste Ensemble, das sich dieser inzwischen etablierten musikalischen Form widmete. Ab den späten 1960er Jahren unterrichtete er am New England Conservatory Boston, Yale und Leeds und wurde 1975 zum Lehrstuhlinhaber an der Universität Cambridge ernannt, wo er bis zu seinem Tod Emeritus-Professor war. Er unterrichtete auch in China und war zweimal Composer-in-Residence beim Festival in Tanglewood.

Das Jahr von Goehrs Ernennung in Cambridge fiel zusammen mit einem Wendepunkt in seinem Werk, als er eine Weiße-Noten-Fassung des Psalm IV (1976) komponierte. Die einfache, helle modale Klanglichkeit dieses Stückes markierte eine Abkehr vom Nachkriegs-Serialismus und bekundet seine Verpflichtung gegenüber einer transparenteren Klangwelt. Goehr fand einen Weg, das harmonische Tempo zu kontrollieren, indem er seine eigene modale harmonische Idiomatik mit der längst aufgegebenen Praxis des Generalbasses verschmolz und eine eigenständige Fusion von Vergangenheit und Gegenwart erreichte. Das Werk der folgenden Jahre bezeugt Goehrs Wunsch, dieses neue Idiom zu nutzen, um Ideen und Formen zu erforschen, die bereits ständige Merkmale seines Schaffens waren.

Goehrs Orchesterwerke umfassen vier Symphonien, Konzerte für Klavier, Violine, Viola und Cello, Werke für Kammer-, Streich- und Blasorchester sowie Ensemblewerke. Er schrieb fünf Opern, eine Reihe ambitionierter Vokalkompositionen und hinterlässt ein breites Kammermusikschaffen. Goehr hatte eine besonders enge Arbeitsbeziehung zu Oliver Knussen, der viele Werke uraufgeführt und aufgenommen hat, einschließlich ... a musical offering (J.S.B. 1985) ... (1985), Idées Fixes (1997) und To These Dark Steps/The Fathers Are Watching (2011-12). Die Zusammenarbeit mit anderen Spitzenorchestern und Interpret:innen brachten zahlreiche Werke hervor: Das Cellokonzert Romanza (1968) wurde für Jacqueline du Pré und Daniel Barenboim geschrieben, Bernard Haitink und das London Philharmonic Orchestra brachten Metamorphosis/Dance (1973-74) zur Uraufführung, das Boston Symphony Orchestra hat Colossos or Panic (1991-92) unter Seiji Ozawa uraufgeführt, und Two Sarabandes (2014) wurden von den Bamberger Symphonikern in Auftrag gegeben, die das Werk unter der Leitung von Lahav Shani der Öffentlichkeit vorstellten.

Im Bereich der Kammermusik erlangte Goehr eine nie dagewesene rhythmische und harmonische Unmittelbarkeit, während seine Musik stets durchlässig für die Musik und die Bilder anderer Zeiten und Orte blieb. Marching to Carcassonne (2003) für Peter Serkin und die London Sinfonietta flirtet mit Neoklassizismus und Strawinsky. Die Soloklavierstücke Symmetries Disorder Reach (2007), eine moderne Barocksuite, wurde von Huw Watkins uraufgeführt, und ...between the lines... (2013), geschrieben für das Scharoun Ensemble Berlin, geht auf Schönberg und Schubert zurück und ist von Shakespeare inspiriert Since Brass, nor Stone..., geschrieben für den Schlagzeuger Colin Currie und das Pavel Haas Quartett, das 2009 in der Kammermusikkategorie des British Composer Awards ausgezeichnet wurde.

Goehrs Arbeit und Engagement für Neue Musik wurde zu Lebzeiten von zahlreichen renommierten Organisationen anerkannt. Als Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters und ehemaliger Churchill Fellow wurde Goehr im Jahr 2019 zum Ehrenmitglied der Royal Philharmonic Society ernannt, um seinen lebenslangen Beitrag zur musikalischen Kultur zu würdigen. Ein Archiv von Goehrs Manuskripten wird von der Berliner Akademie der Künste kuratiert, wo es zukünftigen Studierenden der Komposition sowie der musikwissenschaftlichen Forschung zur Verfügung steht.

Das Buch "Composing a Life" von Goehr und seinem ehemaligen Schüler, dem Komponisten und Musikwissenschaftler Jack Van Zandt erschien im Oktober 2023 beim Verlag Carcanet. Eines von Goehrs letzten Werken, Ondering (2023) für Streichquartett, wurde aus diesem Anlass vom Villiers Quartet am Royal Northern College of Music uraufgeführt.

Die Uraufführung von Goehrs Seven Laments für Soloklarinette unter der Leitung von Ib Hausmann findet im Rahmen des Langenselbolder Klassik-Festivals im Oktober 2024 statt, und das Ensemble 10:10 unter der Leitung von Geoffrey Paterson wird Sinfonia (1979) im März 2025 in Liverpool aufführen.

Schott und Alexander Goehr waren über Jahrzehnte durch eine vertraute und freundschaftliche Zusammenarbeit verbunden, auf die der Verlag mit Dankbarkeit zurückblicken wird. Farewell, Sandy!

Foto: Tom Hurley

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Head of Marketing, Promotion & Communications

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