Werk der Woche – Bach/Koffler: Goldberg Variationen

Vom Schlafzimmer auf die große Bühne: Am 27.09.2024 feiert das Nationaltheater im tschechischen Brno Ballettpremiere. Die Choreografie “Cyrano de Bergerac” von Jiří Bubeníček integriert darin die berühmten Goldberg Variationen von Johann Sebastian Bach in der Orchesterfassung von Józef Koffler, die Leitung hat Jakub Klecker.

Die genaue Entstehungsgeschichte von Bachs 32-teiligem Variationszyklus für Cembalo ist nicht bekannt. Der Legende nach soll der Cembalist Johann Gottlieb Goldberg sie dem Grafen Hermann Carl von Keyserlingk am Dresdner Hof in dessen schlaflosen Nächten zur Erbauung und Beruhigung vorgespielt und Bach sie genau zu diesem Zweck geschrieben haben. Der Zyklus wurde in den 1740er Jahren veröffentlicht und erlangte erst im 19. Jahrhundert größere Bekanntheit.

Goldberg Variationen von Johann Sebastian Bach in der Orchesterfassung von Józef Koffler

Etwas später, 1938, bearbeitete der polnische Komponist Józef Koffler die Goldberg Variationen für kleines Orchester, genauer gesagt für Holzbläser und Streicher. Der Dirigent, Komponist und Musikwissenschaftler Hermann Scherchen veröffentlichte seine Bearbeitung in seinem im selben Jahr gegründeten Verlag Ars Viva, der seit 1955 zur Schott Music Group gehört. Koffler wurde nur wenige Jahre nach seiner Arbeit an den Goldberg Variationen von den Nationalsozialisten im Ghetto der besetzten Stadt Wieliczka ermordet.

Koffler spricht nicht mehr. Man hat ihn seiner Sprache und seines Lebens beraubt. (...) Der Musik gelingt, was Worte kaum vermögen. Sie überwindet die Sprachlosigkeit. Koffler spricht. Zu uns. (Jüdische Allgemeine, 12.03.2024)

Das Ballett “Cyrano de Bergerac” mit den Goldberg Variationen von Bach und Koffler ist in sechs Vorstellungen bis Juni 2025 in Brno zu sehen.

Weitere Informationen:

Goldberg Variationen: Werkdetails und Online-Partitur 

Website Nationaltheater Brno