Vom ersten Ton an hält die Musik in ihrer Klarheit und tragischen Magie den Zuhörer gefangen: Nicht zuletzt deswegen ist
Carmen von Georges Bizet bis heute eine der beliebtesten und meistgespielten Opern überhaupt. Ihre nächste Premiere erlebt sie am 14. September 2019 am Königlichen Dänischen Theater in Kopenhagen. Die musikalische Leitung übernimmt Alexander Vedernikov, die Inszenierung stammt von Barrie Kosky.
Grundlage der Produktion ist das Aufführungsmaterial der „Edition Meisterwerke – comprehensive & selected“ der Verlagsgruppe Hermann, Wien. Dabei werden alle Fassungen von
Carmen in einer einzigen kritischen Neuausgabe gegenübergestellt und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Fassungen aufgezeigt. Das Libretto, zu dem Bizet die Musik komponierte, wurde von Henri Meilhac und Ludovic Halévy auf Grundlage der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée verfasst. Bei der Uraufführung der Oper im März 1875 in Paris reagierte das Publikum eher ablehnend auf die für damalige Zeiten doch sehr kompromittierende Thematik. Erst Jahre später erlangte das Stück den Erfolg, für den es auch heute noch bekannt ist. George Bizet erlebte das nicht mehr mit. Er starb nur drei Monate nach der Uraufführung.
Die Handlung beginnt damit, dass vor einer Zigarrenfabrik in Sevilla einige Soldaten auf die Wachablösung warten, unter ihnen auch Don José. Als die Arbeiterin Carmen dazu kommt, beachtet sie keinen der Männer bis auf ihn und wirft ihm im Weggehen eine Blume zu. Kurz darauf entsteht ein Tumult, weil Carmen eine Kollegin verletzt hat. Don José soll sie verhaften, lässt sich aber durch ein Liebesversprechen davon abbringen. Er lässt sie laufen, wird dafür aber selber mit Arrest bestraft.
Georges Bizet – Carmen: Bühnenklassiker in kritischer Neuausgabe
Einige Zeit später tanzt Carmen mit zwei Freundinnen in der Taverne und trifft dort auf den berühmten Torero Escamillo, was für beide eine schicksalhafte Begegnung darstellt. Carmen lässt ihn jedoch zunächst abblitzen, da sie sich in Don José verliebt hat. Als sie diesen wiedertrifft, ist sie schnell enttäuscht von seinem wiedergefundenen Pflichtbewusstsein, das so gar nicht zu ihrer Freiheitsliebe passen will. Die Situation eskaliert, als der Offizier Zuniga hinzukommt und Interesse an Carmen zeigt. Sie ruft die Schmugglerbande, der sie sich angeschlossen hat, zur Hilfe. Don José bleibt nach der Konfrontation mit seinem Offizier nichts anderes übrig, als sich den Schmugglern anzuschließen.
Auf dem Weg zur Grenze treffen die Schmuggler auf Escamillo, der auf der Suche nach Carmen ist. Statt ihrer begegnet er Don José, welcher ihn zu einem Messerkampf auffordert. Als der eigentlich überlegene Escamillo in einem Moment der Unachtsamkeit zu unterliegen droht, rettet Carmen ihm das Leben. Daraufhin lädt Escamillo sie und alle ihre Gefährten zu seinem nächsten Stierkampf in die Arena von Sevilla ein. Don José warnt sie, doch sie bleibt unbeeindruckt. Während des Stierkampfs lehnt Carmen erneut alle Versuche Don Josés ab, ihr seine Liebe zu beweisen, woraufhin er sie ersticht und verzweifelt zusammenbricht.
Carmen ist vor allem eine sich ihrer Weiblichkeit vollbewusste Frau. Mehr noch: Ich bin überzeugt, dass Mérimée mit dieser Gestalt einen Frauentyp geschaffen hat, in dem sich das Weibliche als vollkommen verwirklicht darstellt – und daher ihr universeller Wert als literarische Schöpfung. Modern gesprochen könnte man sagen, dass Carmen einen Idealtyp der echt emanzipierten Frau verkörpert, das heißt, dass sie frei, sicher und Herrin ihrer Entschlüsse ist. Teresa Berganza
Carmen wird in Kopenhagen noch bis Mitte Februar an vierzehn Terminen gespielt. Im weiteren Verlauf der Spielzeit ist das Werk in kritischen Fassungen auch an den Opernhäusern in Mannheim, Meiningen und Chemnitz zu sehen.
Foto: Det Kongelige Teater