2019 feiert die Märchenoper
Die Frau ohne Schatten ihren hundertsten Geburtstag. Sie gilt als ein Hauptwerk des Komponisten-Librettisten Duos Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Am 9. April ist sie in einer Inszenierung von Claus Guth an der Staatsoper Berlin zu sehen. Zubin Metha übernimmt die musikalische Leitung in dieser Koproduktion des Teatro alla Scala di Milano und des Royal Opera House Covent Garden London. Nur eine Woche später folgt die Premiere der Inszenierung von Andreas Kriegenburg an der Staatsoper Hamburg, dort dirigiert Kent Nagano.
Das Glück des Kaiserpaares ist in Gefahr: Binnen eines Jahres muss die aus der Geisterwelt stammende Kaiserin ein Kind gebären, da sonst der Kaiser zu Stein erstarren wird. Doch seine Frau ist unfruchtbar, "sie hat keinen Schatten". In der Welt der einfachen Menschen sind der Färber Barak und seine Frau ebenfalls unglücklich. Beide Welten und Frauen werden zusammengeführt; die Amme der Kaiserin bietet der Färberfrau einen Pakt an: Für Reichtum und Schönheit soll sie ihren Schatten und damit ihre ungeborenen Kinder eintauschen. Die Färberfrau lässt sich verführen und geht auf den Handel ein. Im Traum meldet sich das Gewissen der Kaiserin: Sie fühlt sich schuldig gegenüber ihrem Mann, der zu versteinern droht, aber auch gegenüber dem Färberpaar, dessen Glück sie durch den Schattenhandel gefährdet. Währenddessen verhöhnt die Färberin ihren Mann und gesteht den Verkauf ihres Schattens. Als der Färber feststellt, dass sie tatsächlich keinen Schatten mehr wirft, will er seine Frau töten. Die Kaiserin indes wartet in der Geisterwelt auf ihr Gericht, kann sich aber aus Mitleid mit dem mittlerweile wieder vereinten Färberpaar nicht dazu durchringen, den freigewordenen Schatten anzunehmen. So muss sie mit ansehen, wie ihr Gatte zu Stein erstarrt. Doch das Schicksal meint es gut mit ihr, ihr Mann wird wieder befreit und das Färberpaar kann zurück in die Welt der Menschen kehren.
Richard Strauss‘ Die Frau ohne Schatten: Zwei Welten, zwei Paare, zwei Konflikte
Die Frau ohne Schatten gilt musikalisch als eine der anspruchsvollsten Straussopern. Das Sinfonieorchester wird um Schlagzeug, Orgel, Donner- und Windmaschine sowie Glasharmonika erweitert. Geprägt ist das ganze Werk von Leitmotiven, wie dem prägnanten Motiv der Kaiserin, welches mit den reinen Intervallen Quarte, Quinte und Oktave tonal unbestimmt bleibt und so ihren Schwebezustand zwischen Mensch und Geist unterstreicht. Hofmannsthal orientierte sich für das Libretto an Mozarts
Die Zauberflöte. Er wollte ebenfalls ein Märchen mit einer starken moralischen Dimension und zwei kontrastierenden Paaren schaffen. Doch auch aktuelles Zeitgeschehen, wie das Aufkommen der Psychoanalyse und der 1. Weltkrieg prägen das Sujet. Die Arbeit an Text und Musik lief parallel und Librettist und Komponist inspirierten sich gegenseitig. Strauss war glücklich über Hofmannsthals hervorragenden Text:
Soeben verlässt mich Hofmannsthal, der mir einen wundervollen neuen Stoff unterbreitet, das Schönste vom Schönen, edel, fantastisch, du wirst entzückt sein. – Richard Strauss an seine Frau Pauline Strauss-de Ahna
Die Frau ohne Schatten wird in Berlin im Rahmen der Festtage 2017 auch am 13. und 16. April gespielt. In Hamburg ist sie in fünf Vorstellungen bis zum 7. Mai zu sehen. An der Oper Leipzig wird das Stück am 23. April wiederaufgenommen und bei den Münchner Opernfestspielen kommt es im Juli zweimal auf die Bühne.
Foto: Brescia/Amisano (Koproduktion des Teatro alla Scala di Milano 2012)