Three Point Shot

Jerry Bergonzi ist schon seit langer Zeit ein gefragter Saxophonist, von den Anfängen bei Dave Brubeck bis jüngst mit John Abercrombie. Und doch hat er nie die ganz große Karriere machen können. Vermutlich gibt es dafür mehrere Gründe: Er ist ein begeisterter und begeisternder Lehrer: er ist Professor am New England Conservatory, unterrichtete aber auch u.a. am Berklee College of Music oder an der Staatlichen Hochschule in Mannheim. Daneben schrieb er mehrere wichtige Lehrwerke (deutsch erschienen beim Verlag Advance Music), die für Saxophonschüler heute zur Grundlagenlektüre gehören. All das lässt wenig Zeit für ausgedehnte Touren. Außerdem arbeitete er konsequent an seinem persönlichen tonalen Ausdruck, verzichtete immer vollständig auf elektronische Hilfsmittel - und auch auf andere populistische Maßnahmen wie das Covern von Titeln, die Popgruppen in die Charts brachten. Wenn er dann doch mal in Europa zu sehen und hören ist, dann greift er seit Jahren auf zwei Musiker zurück, die in Deutschland nur Kennern bekannt sind. Von denen aber Bergonzi genau weiß, dass sie ihm eine Umgebung schaffen, die ihm alle Freiheiten erlaubt, die ein Solist in einer kleinen Formation ohne Harmonieinstrument zur Verfügung hat. Und dass er diese Freiheiten auf unnachahmliche und spannende Art und Weise zu nutzen versteht, beweist er mit diesem "Drei-Punkte-Wurf". Jacek Kochan begann seine Laufbahn in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, aber schon wenige Jahre später zog es ihn in die U.S.A. und von dort nach Kanada. Bis 1995 hat er sich in Nordamerika als gefragter Drummer u.a. bei Oliver Jones, Kenny Wheeler, John Abercrombie etabliert - und lernte auch bereits Bergonzi kennen. Danach kehrte er zurück nach Polen. Seither begleitet er in Europa Musiker wie Greg Osby, Gary Thomas, Marc Copland u.a. - Qualität spricht sich eben herum... Piotr Lemanczyk, der jüngste des Trios, betreibt ein eigenes Quartett-Projekt mit Tim Hagans, und spielt in weiteren Formationen an der Seite von u.a. Clarence Penn, Adam Pieronczyk und Jakob Dinesen. Bemerkenswert an ihm ist vor allem, dass er nicht nur solide und virtuos begleitet, sondern ein beeindruckendes Verständnis für Melodien hat. Und genau deshalb hört man seinen Soli auch so gerne zu.